Hallo Jonas, stell dich bitte kurz vor. Wer bist du und was machst du momentan beruflich?

Mein Name ist Jonas Brauen und ich arbeite bei der DIWISA – dort bin ich als Senior Brand Manager für die Marke TROJKA tätig. Das heisst ich kümmere mich ganzheitlich um den Brand (von der Produkte-Entwicklung bis hin zur Umsetzung in der Gastronomie / an Events und im Retail etc). und betreue den Schweizer Markt. Da TROJKA eine Eigenmarke der DIWISA ist und wir das Produkt auch exportieren kümmere ich mich im internationalen Umfeld darum, dass die Marke gemäss unseren Guidelines und der Markenstrategie umgesetzt wird. Seit neustem darf ich mich auch strategisch um das Online-Marketing innerhalb der Firma kümmern.

Jonas Brauen

1. Wie ist dein Werdegang? Wie bist du zu deiner heutigen Position gekommen?

Ich habe 2007 meine Berufslehre als Informatiker abgeschlossen im Bereich Systemtechnik und Support. Mir wurde nach einiger Zeit bewusst, dass mich die Materie IT zwar reizt, aber das Tätigkeitsgebiet für mich nicht das richtige war. Deshalb bin ich 2011 zu der Alltron AG (brack.ch) gewechselt und habe dort das Product-Management für Notebooks und Apple Produkte (damals noch das ganze Sortiment inkl. Mobile und Zubehör) übernommen. Mein Ziel war es aber immer irgendwann mal auch eine Marke zu führen und idealerweise auch in der Produkte-Entwicklung ein Wörtchen mitzureden. Nach zwei weiteren Stationen – unter andrem nach 2 Jahren in einer Werbeagentur als Projektleiter und in der Beratung bekam ich dann die Chance bei der DIWISA. Seit gut 3 Jahren darf ich mich nun um die Marke TROJKA kümmern. Weiterbildungstechnisch habe ich nach meiner technischen Lehre die kaufmännische Berufsmatura nachgeholt und danach ein Studium in Business Administration mit der Vertiefungsrichtung Marketing & Kommunikation abgeschlossen (beides immer Berufsbegleitend).

 

2. Welche Trends siehst du für die kommenden Jahre im Digital Marketing?

Ich denke viele Unternehmen haben noch starken Nachholbedarf im Bereich der Effektivität ihrer digitalen Kampagnen. Sprich seriöses Kampagnen-Management, A/B-Testing / etc.  – sogenanntes «Growth Hacking» wird immer wichtiger werden. Das hat sicherlich auch damit zu tun dass die neue Generation von KäuferInnen (Gen Z und Alpha) auf die ganzen herkömmlichen digitalen Marketing Strategien – ich übertreibe jetzt – so gut wie Immun sein werden.  Da gilt es neue Strategien zu entwickeln.

 

3. Welche sind die effektivsten und wichtigsten Social-Media-Kanäle für dich?

Ich persönlich finde das eine gefährliche Frage. Die Frage sollte nicht sein was ist der effektivste Kanal, sondern was ist mein Ziel und was will ich mit einer bestimmten Kampagne erreichen. Erst wenn man sich darüber im Klaren ist, kann man auch die Plattform bestimmen die für das besagte Ziel am effektivsten ist.

 

4. Erzähl uns etwas über deine Erfolgreichste Kampagne? Was hat zu diesem Erfolg geführt?

Dazu muss man ein bisschen ausholen. Die Schweiz hat im Bezug zu Spirituosen und Bewerbung ein ganz striktes und strenges Gesetz (https://www.ezv.admin.ch/ezv/de/home/themen/alcohol/spirituosen_werbung/werbeleitfaden.html) . Stark vereinfacht gesagt ist es verboten Spirituosen in Bezug zu Emotionen zu setzen und man darf auch keine Kaufanreize (Vergünstigungen / Wettbewerbe & Gewinnspiele etc.) bieten. Das macht die Bewerbung dieser Produkte-Kategorie nicht ganz einfach. Wir haben im März 2017 eine Kampagne lanciert namens «MAKE YOUR OWN» – dabei hatte unsere Community die Möglichkeit in 4 einfachen Schritten via einer Landingpage die eigene TROJKA Flasche zu designen.

  • Schritt 1: Farbe der Flüssigkeit
  • Schritt 2: Name des Produkts
  • Schritt 3: Bild für das Label (ca. 40-50 Sujets zur Auswahl)
  • Schritt 4: Geschmack des Produkts (2 Angaben möglich)

Das ging ganz einfach und intuitiv über die Landingpage – die Community konnte nach jedem Schritt live-time gleich das Resultat sehen. Danach hatte man die Möglichkeit die Flasche in einer Galerie zu speichern und auf der «Abschluss-Seite» konnte das eigene Design direkt über Whatsapp / Facebook / Instagram etc. geteilt werden. Die Community hatte einen Monat Zeit um für ihre Favoriten abzustimmen und «Werbung zu machen». Es konnten so viele Flaschen wie man wollte designt werden. Nach dem Monat kamen die drei Flaschen mit den meistens Votes in eine finale Abstimmung die noch 2 Wochen dauerte. Die «Gewinner»-Flasche haben wir dann produziert und 2 Monate Später im Juni 2017 auf den Markt gebracht.

Konzeptionsskizze Umsetzung MYO-Kampagne

Konzeptionsskizze Umsetzung MYO-Kampagne

Das gesamte Budget zur Bewerbung der Aktion ging in Online-Werbung. Die Kampagne war durchs Band gesehen ein voller Erfolg und die KPIs waren überwältigend– vor allem in Anbetracht, dass die TeilnehmerInnen der Kampagne aufgrund der Werbeeinschränkungen keinen Preis oder ähnliches erwarten konnten.

Nebenbei gesagt war die Kampagne vor allem logistisch gesehen eine riesen Herausforderungen, da wir von der Produkte-Idee bis zur Lancierung nur 2 Monate Zeit hatten. Schlussendlich stand der Gewinner TROJKA $AVAGE dann auch im Coop in den Regalen. 

 

5. Wie gehst du mit Misserfolgen um? Wie kannst du daraus lernen?

Gerade im Marketing geht kann so vieles schief gehen. In der heutigen schnelllebigen Zeit kann ein kleiner Ausrutscher auch ganz schnell zu einem riesen Problem werden. Für mich sind es aber oftmals auch die Situationen in denen Fehler passiert sind – von denen ich am meisten gelernt habe. Daher sind Misserfolge für mich auch immer eine Art Motivation und ein Antrieb es künftig noch besser zu machen. Ich bin der Meinung, dass man nur wenn man ab und an auch scheitert entsprechend vorwärts kommt. Um daraus zu lernen ist es Wichtig ist, dass man sich hinterfragt und die Situation genau analysiert. Was hat zu dem Fehler geführt? Wo war der kritische Punkt? Was hätte ich anders machen müssen? Diese Informationen musst du knallhart sammeln und dann für die Zukunft mit ins «Gepäck» nehmen.

 

6. Was machst du, um an frische Ideen zu kommen?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin der Meinung, dass Kreativität nicht erzwungen werden kann und Ideen oftmals nicht während dem eigentlichen Arbeits-Prozess entstehen. Ich mache viel Sport als Ausgleich zum Arbeitsalltag und manchmal habe ich während einer Trainingseinheit eine zündende Idee oder einen Geistesblitz. In der Freizeit bin ich auch viel draussen unterwegs, um auf andere Gedanken zu kommen. Wenn ich konkret nach Ideen suche oder mich bewusst inspirieren möchte, dann durchforste ich auch öfters mal Instagram / Youtube etc. (das übliche)  nach Themen. Indikatoren zu Trends finden sich aber auch in der Mode. In letzter Zeit höre ich auch viel Podcasts zu ganz unterschiedlichen Themenbereichen – es ist erstaunlich wie viel neue Ansichten / Ideen oder auch Trends man dadurch entdecken kann.

Vielen Dank für das Interview und deine Zeit Jonas!

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