Der Schweizer Onlinehandel floriert. Rund 10,3 Milliarden Schweizer Franken wurden im vergangenen Jahr im Internet ausgegeben. Nun verzeichnen diverse Onlinehändler aufgrund des Coronavirus ein Umsatzplus. Erfahren Sie hier 6 wichtige Zahlen und Fakten zum Onlinehandel und zu den aktuellsten Entwicklungen im Kaufverhalten der Schweizer Bevölkerung.

Laptop hochfahren, durch die Produkte im Lieblings-Shop scrollen, Artikel bestellen und wenige Tage später nach Hause geliefert bekommen. Und das meist noch kostenlos. Bequemer geht’s nicht. Keine ewigen Warteschlangen vor der Kasse, keine Öffnungszeiten und kein Stress. 

Die Vorteile des Onlineshoppings sind vielfältig und für viele Konsumenten sind Onlineshops wie Zalando und Co. nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. In vielen Ländern auf der ganzen Welt gewinnt das Einkaufen im Netz immer mehr an Attraktivität. Das sieht man auch an den Umsätzen, die im Onlinehandel jedes Jahr weiter anwachsen. 

Wie sieht die Situation hierzulande aus? Wie wichtig ist Onlineshopping der schweizer Bevölkerung? Und wirken sich die aktuellsten Ereignisse rund um das Coronavirus auf den Schweizer Onlinehandel aus? 

Diese Fragen beantworten wir anhand von 6 Fakten zur aktuellen Lage im Schweizer Onlinehandel.

Nummer 1 Schweizer geben 10,3 Milliarden CHF in Onlineshops aus

 

Dem schweizerischen Onlinehandel geht es gut – sehr gut sogar. In den letzten 10 Jahren hat der Wert an online eingekauften Produkten immer weiter zugenommen. 

Der Umsatz im Schweizer Onlinehandel beträgt für das Jahr 2019 rund 10,3 Milliarden. So viel Geld haben Schweizer Konsumenten im vergangenen Jahr in Onlineshops ausgegeben. Bei einem Gesamtumsatz (stationär und online zusammen) von rund 91,6 Milliarden Franken beträgt der Anteil des Online-Umsatzes also bereits 9,1 Prozent. 9,1 Prozent mag vielleicht nach wenig klingen. Im Vergleich zum Jahr 2018 bedeutet es aber, dass der Onlinehandel 2019 ein Plus von 800 Millionen erzielen konnte. 

 

Entwicklung Onlinehandel (Umsatz in Mrd. CHF)

Grafik Onlineeinkauf Schweiz vs. Ausland

Quelle: Studie VSV & GfK

 

Sieht man sich die Entwicklung der Onlineumsätze im Schweizer Handel an, sieht man das stetige Wachstum bei den Einkäufen in Schweizer Shops. Die Bevölkerung hat innerhalb von zehn Jahren ihre Ausgaben im Onlinehandel mehr als verdoppelt.

Schweizer Konsumenten werden im Netz also immer kauffreudiger. Aber das betrifft längst nicht alle Bereiche.

Schauen wir uns die verschiedenen Bereiche an. Wo geben Herr und Frau Schweizer im Internet ihr Geld aus?

Nummer 2 Elektronik ist die beliebteste Kategorie

 

Aus einer gemeinsamen Studie vom Verband des Schweizerischen Versandhandels (VSV) und GfK geht hervor, dass schweizer Konsumenten Ihr Geld vor allem für Heimelektronik ausgeben. Heimelektronik war also 2019 das beliebteste Segment. Hier hat die Bevölkerung für rund 2,6 Milliarden Franken eingekauft – und das online. 

An zweiter Stelle stand die Kategorie Fashion und Schuhe. Dafür haben schweizer Online-Shopper rund 2,15 Milliarden Franken ausgegeben. 

Bevorzugte Kaufkanäle nach verschiedenen Kategorien

Grafik Kaufverhalten nach Kategorie

Quelle Grafik: Studie VSV & GfK

Auf der Grafik ist zu sehen, dass in vielen Bereichen nach wie vor der Einkauf in stationären Geschäften dem Onlineeinkauf vorgezogen wird. 

Eine interessante Erkenntnis aus der durchgeführten Studie: 49% der Konsumenten geben an, Elektronik-Produkte nur im stationären Handel zu kaufen. Trotzdem ist Elektronik die beliebteste Kategorie für Onlineshopping.

Nummer 3 Home & Living haben es online schwer

 

Das Segment, welches immer noch am meisten Leute in die stationären Läden bringt, ist Home und Living. Hier geben 53 Prozent der Befragten an, dass sie Möbel, Einrichtungsgegenstände und ähnliche Artikel immer im stationären Geschäft kaufen. Verständlich, denn Gegenstände aus dem Bereich Home und Living kann man sich oft nur schwierig in den eigenen vier Wänden vorstellen. Schliesslich muss das neue Sofa in die Wohnung passen. Da macht ein Einkauf im stationären Laden noch Sinn. 

In naher Zukunft dürfte sich aber auch das Kaufverhalten in diesem Segment verändern. Wie bereits im Blogbeitrag zu Google AR aufgezeigt wurde, wird Augmented Reality immer mehr unseren Alltag beeinflussen. Einige Möbelhäuser haben bereits Augmented Reality Apps entwickelt, damit interessierte Nutzer die Möbel in verschiedenen Varianten virtuell im eigenen Zuhause platzieren können. 

 

Quelle: Interio

Interio ist nicht das einzige Beispiel – AR ist im E-Commerce auf dem Vormarsch. Auch Ikea und weitere Möbel- und Einrichtungshäuser haben das Problem erkannt und versuchen mithilfe von Augmented Reality die Kunden auch über Onlinekanäle zum Kaufen zu animieren. 

Es ist also anzunehmen, dass in Zukunft der Onlineumsatz auch im Bereich Home & Living zunehmen wird.

Nummer 4 Kleinwarensendungen aus dem Ausland gehen zurück

AliExpress, Lightinthebox, Wish, Shein… die Liste ist noch lange nicht zu Ende. Wir alle haben doch schon einmal etwas in einem billigen Onlineshop aus dem Ausland bestellt, der uns leicht zwielichtig erschien. Aber hey, immerhin waren die Preise unschlagbar. 

Dass die Qualität von Produkten, die man in solchen Shops bestellt, nicht unbedingt hochwertig ist, ist kein Geheimnis. Das scheint auch die schweizer Bevölkerung langsam gemerkt zu haben, denn hier zeigt sich im Jahr 2019 ein spannendes Bild:

Die Anzahl an Lieferungen aus dem Ausland ist im Jahr 2019 erstmals seit vielen Jahren zurückgegangen. Die Anzahl an Sendungen aus dem Ausland ist zwar gesunken, der Warenwert hingegen ist im selben Zeitraum weiter gestiegen. 

Somit wächst der Onlinehandel in der Schweiz stärker als die Onlineeinkäufe in ausländischen Shops. Insgesamt kauft die Schweizer Bevölkerung für 8,3 Milliarden Franken in Schweizer Onlineshops ein. 2 Milliarden Franken werden in ausländischen Onlineshops ausgegeben. 

Wie kann der Rückgang bei den Bestellungen und der gleichzeitig steigende Warenwert bei Einkäufen in ausländischen Shops erklärt werden?

Laut dem VSV-Präsidenten hängt diese Entwicklung mit den höheren Gebühren zusammen, die anfallen. Die Leute merken zudem immer mehr, dass viele Kleinwaren von AliExpress und Co. qualitativ nicht besonders hochwertig sind. 

Ein weiterer Faktor, der das Kaufverhalten der Schweizer Bevölkerung immer mehr beeinflusst, ist die Ökologie. Marktforscher gehen davon aus, dass auch beim Onlineshopping Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund rückt. Bestellungen aus dem fernen Ausland dürften also auch darum zurückgehen. Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit ist damit zu rechnen, dass Liefermethoden und auch Verpackungen in Zukunft neuen Standards gerecht werden müssen. 

Nummer 5 Top-Lieferbedingungen werden zur Selbstverständlichkeit

 

Die Liefer- und Rückgabe-Bedingungen beeinflussen massgebend unseren Kaufentscheid. So hat Y&R Wunderman in einer grossen E-Commerce Studie bestätigt, dass eine kostenfreie Lieferung und eine einfache Rücksendung für uns zu einer Art Selbstverständlichkeit geworden sind. 

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65 Prozent der Kunden zögern laut Studie, wenn die Versandkosten in einem Shop zu hoch sind.

Ausserdem zögern 36 Prozent der Verbraucher beim Onlineeinkauf, wenn eine Rückgabe im jeweiligen Shop zu aufwändig ist.

Onlineshops, die keine Versandkosten erheben und Retouren kostenlos anbieten setzen die Messlatte für andere Shops also hoch an. 

Aber nicht nur die Kosten der Lieferung und der Retouren spielen eine entscheidende Rolle. Auch die Lieferzeit wird immer kürzer. Je schneller ein Paket zu dir nach Hause geliefert wird, desto besser. Next-Day-Lieferungen werden genauso zum Standard wie der kostenlose Versand und gratis Retouren. Wer im Schweizer Onlinehandel also in Zukunft noch mithalten will, der muss am Ball bleiben. 

Laut der Studie des VSV & GfK erreichten letztes Jahr 60% der Pakete, welche von Mitgliedern des VSV verschickt wurden, bereits am nächsten Tag den Kunden. Einige Händler haben sogar schon die Same-Day-Lieferung eingeführt. 

Nummer 6 Coronavirus sorgt für Umsatzplus bei Lebensmitteln

 

Schon seit Anfang des Jahres dominiert ein Wort die Schlagzeilen weltweit: Coronavirus. Mittlerweile wirkt sich das Virus auch hierzulande auf praktisch alle Lebensbereiche aus. Auch den Onlinehandel lässt Corona nicht unberührt.

Während viele Bereiche unter dem Virus leiden, gibt es auch solche, die davon profitieren.

Das Coronavirus hat den Onlineverkauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln schon jetzt angekurbelt. Coop@Home und LeShop, die Onlineshops von Coop und Migros, erhalten aktuell deutlich mehr Bestellungen. Auch bei Farmy haben sich die Bestellmengen glatt verdoppelt. Bei den grossen Food-Händlern kommt es aktuell sogar zu Lieferverzögerungen, weil diverse Lieferfenster ausgebucht sind.

 

Einkaufswagen mit Lebensmitteln

 

Sind Food-Onlineshops und Online-Apotheken überhaupt gewappnet für den erhöhten Ansturm und die vielen Onlinebestellungen? 

In der Vergangenheit wurden Lebensmittel eher wenig übers Internet gekauft. Nur 2,8 Prozent der ganzen Verkäufe in diesem Bereich sind online verkauft worden. Somit sind viele Lebensmittelhändler gar nicht darauf vorbereitet, dass plötzlich mehr Menschen über Ihren Onlineshop bestellen. Anbieter wie LeShop und Co. profitieren zwar von der aktuellen Lage, aber wenn die dafür benötigte Ware nicht vorhanden ist und die Lieferfenster ausgebucht sind, können sie diesem Ansturm trotzdem nicht gerecht werden. 

Das Virus macht die Schweizer Bevölkerung also vorsichtiger. So werden die wöchentlichen Lebensmittel-Einkäufe wohl in den kommenden Wochen vermehrt auch online stattfinden, damit das Haus nicht verlassen werden muss. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen kann man davon ausgehen, dass die Bestellungen von Lebensmitteln über Onlineshops weiterhin zunehmen wird. 

Fazit zur aktuellen Situation

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Lage im Schweizer Onlinehandel in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Der Umsatz über Onlinekanäle dürfte bei vielen Onlineshops auch in Zukunft weiter wachsen. Dank Augmented Reality sollen auch Möbel und Einrichtungsgegenstände vermehrt im Netz gekauft werden. 

Im Bereich Lebensmittel hält das Coronavirus die Händler auf Trab. Grosse Onlineshops wie LeShop, Farmy oder Coop@Home verzeichnen aktuell deutlich mehr Bestellungen über den Onlineshop. 

Es klingt ganz so, als hätte für den stationären Handel bald das letzte Stündchen geschlagen. Wir sind uns aber sicher, dass dies noch nicht der Fall ist. Onlineshopping wird den Einkauf in stationären Läden nicht so bald ablösen. Aber mit den immer attraktiveren Bedingungen rund um Lieferung und Retouren wird das Einkaufen im Netz stets einfacher. 

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