SEO scheint oft mehr auf Spekulation als auf Fakten zu beruhen und es ist eine Kunst für sich, eine effektive Strategie zu entwickeln. Zwei Experten können zwei unterschiedliche Strategien vorschlagen, die gegensätzlich klingen oder sich sogar komplett widersprechen – und trotzdem lässt sich der Erfolg beider Ansätze anhand von Beispielen oder detaillierter Auswertungen nachweisen.

Das Problem ist folgendes: Die meisten Ranking Faktoren sind flexibel und abhängig von der jeweiligen Situation. Einige treffen nur unter bestimmten Bedingungen zu. Schlimmer noch, viele Dinge ändern sich regelmässig, sobald neue Technologien verfügbar werden oder Google seine Algorithmen verfeinert. Was heute nachweislich funktioniert, kann morgen schon nicht mehr stimmen. In diesem Artikel stellen wir 12 von Googles Ranking Faktoren vor, die mittlerweile erprobt sind und quasi als Fakten betrachtet werden können. 

Bevor wir mit den harten Fakten beginnen, wollen wir uns aber noch kurz mit dem wohl grössten Mythos um Googles Ranking Faktoren befassen.

Der Mythos: Google hat exakt 200 Ranking Faktoren

Google verteilt natürlich keine detaillierten Listen mit allen Ranking Faktoren – aber es ist trotzdem naiv, von exakt 200 fixen Faktoren auszugehen. Die magische Zahl geht wahrscheinlich auf eine Aussage zurück, die Google-Mitarbeiter Matt Cutts im Jahr 2009 traf. Er sagte, dass der Google-Algorithmus um die 200 Variablen in Betracht ziehe.

Diese Aussage ist inzwischen zehn Jahre her. Seitdem hat sich auf technischer Seite viel getan. 2013 wurde zum Beispiel der Hummingbird-Algorithmus eingeführt, welcher die einzelnen Worte einer Suchanfrage im Zusammenhang analysiert und so die semantische Suche ermöglicht. Die weite Verbreitung von Smartphones führte dazu, dass Google den Mobile First Index einführte, um mobilen Nutzern smartphonetaugliche Suchergebnisse zu liefern. Der HTTPS Ranking Boost gibt Seiten einen kleinen Vorteil, die https zum Sichern der Verbindung nutzen. 

Ausserdem verwendet Google seit 2015 aktiv Machine Learning, um mit seiner KI RankBrain die Suchabsichten seiner Nutzer besser verstehen zu lernen. Insgesamt gab es im letzten Jahrzehnt viele technische Neuerungen, die Googles Suchalgorithmus beeinflusst haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die mythischen 200 Ranking Faktoren sich seither stark verändert haben. Vermutlich sind auch einige neue Variablen und Varianten hinzugekommen.

Mehr als 200 Ranking Faktoren!

Eine wichtige Überlegung ist folgende: Die meisten dieser über 200 Ranking Faktoren können mehrere Zustände oder Werte annehmen. Viele Faktoren sind keine reinen Ja / Nein Entscheidungen, sondern lassen Abstufungen zu. Und es gibt Faktoren, die an externe Bedingungen geknüpft sind und beispielsweise nur auftreten, wenn ein bestimmter anderer Faktor ebenfalls vorliegt. Beispiel: Es gibt einen Schwellwert, der überschritten werden muss, bevor etwas überhaupt als Spam eingestuft wird. Solange dieser Schwellwert nicht erreicht wurde, ist der zugehörige Ranking Faktor praktisch nicht vorhanden. Solche Faktoren kann man also bei der Planung einer SEO-Strategie nur schwer als gegebene Fakten einplanen. 

Das heisst natürlich nicht, dass es sie nicht gibt. Es kann sehr wertvoll sein, die Funktionsweise dieser Ranking Faktoren zu verstehen – sofern das eben möglich ist. Nur kann man nicht die exakten Eckdaten und Auswirkungen zu diesen veränderlichen Ranking Faktoren als allgemeingültige Regeln für gutes SEO ableiten. Die folgenden elf Ranking Faktoren lassen sich bestätigen und können den Rang in den Suchergebnissen von Google beeinflussen.

Google Ranking Faktor #1: HTTPS Ranking Boost

Dieser Ranking Faktor spielt zwar im Gesamtsystem von Google bislang nur eine sehr kleine Rolle – aber er wurde immerhin offiziell von Google bestätigt. Am 6. August 2014 las man in einem Blogbeitrag von Google, dass HTTPS ab sofort als Ranking Factor in Betracht gezogen wird, wobei die Auswirkungen vorerst minimal seien. Der Beitrag liess allerdings offen, ob nach der Eingewöhnungsphase für Webmaster nicht doch irgendwann mehr Wert auf HTTPS gelegt werden wird.

«… For these reasons, over the past few months we’ve been running tests taking into account whether sites use secure, encrypted connections as a signal in our search ranking algorithms. We’ve seen positive results, so we’re starting to use HTTPS as a ranking signal …»

 

Google Ranking Faktor #2: Page Speed

Page Speed ist auch ein Ranking Faktor, der ganz offiziell von Google bestätigt wurde, und darf damit ebenfalls zu den Fakten gezählt werden. Bereits 2010 begann Google damit, Webseiten auch aufgrund ihrer Ladezeiten zu bewerten. Bis heute haben Seiten mit schnellen Ladezeiten einen Vorteil. 

“… You may have heard that here at Google we’re obsessed with speed, in our products and on the web. As part of that effort, today we’re including a new signal in our search ranking algorithms: site speed…”

Für die mobile Suche wird Page Speed übrigens erst seit dem Juli 2018 gesondert mit in Betracht gezogen. Es ist wahrscheinlich so, dass bis dahin nur der Page Speed für Desktopnutzer mit berücksichtigt wurde und die Differenzierung für mobile Nutzer erst mit Einführung des Mobile First Index als Variable aufgenommen wurde.

Mehr zum Thema Website Speed Optimierung in unserem Artikel Webseiten Ladezeit – Teil 1: Die Anleitung zur optimalen Geschwindigkeit

 

Google Ranking Faktor #3: Title Tags

Title Tags, also die Titel von einzelnen Unterseiten, spielen ebenfalls eine Rolle. Das mag vielleicht nicht besonders überraschend oder raffiniert klingen, aber es ist ein offizieller Ranking Faktor. John Mueller von Google Switzerland bestätigte dies im Januar 2016 in einem Hangout.

Google Ranking Faktor #4: Mobile Friendly

In Zeiten von Smartphones ist es enorm vorteilhaft, wenn eine Webseite auch eine für mobile Endgeräte optimierte Version besitzt. Die Einführung des Mobile First Index bestätigt diesen Ranking Faktor mehr als deutlich.

Google Ranking Faktor #5: Page Rank

Ursprünglich galt Page Rank als einer der wohl bedeutendsten Faktoren und funktionierte so: Links wurden wie die Stimmen bei einer Wahl betrachtet – je mehr Stimmen, desto besser muss die Qualität der Webseite sein. Links von relevanten Webseiten trugen dabei mehr Gewicht als die von eher unbekannten Quellen. Früher konnte man den Page Rank sehr bequem per Toolbar PageRank ablesen und somit direkt sehen, wie es um eine Seite bestellt war. 2016 stellte Google Toolbar PageRank ein.

Das bedeutet aber nicht, dass der Page Rank heute keine Rolle mehr spielt! Wir sehen zwar die Werte extern nicht mehr, aber intern nutzt Google den Rang weiterhin als Herzstück für den Suchalgorithmus. Ein Hinweis darauf ist, dass Google vor kurzem das Patent für den ursprünglichen Page Rank erweitert hat: Laut Patent tragen künftig auch Trust Signals zum Page Rank bei. Es ist also ziemlich wahrscheinlich, dass dieser Ranking Faktor auch in Zukunft grossen Einfluss auf die Sucheregebnisse haben wird.

Google Ranking Faktor #6: Links

Man kann nicht über Page Rank sprechen, ohne auf Links einzugehen – immerhin baut dieser Faktor darauf auf. Links als Ranking Faktor wurden im laufe der Jahre immer wieder offiziell bestätigt. Schon 2014 prophezeite Matt Cutts, dass Links wahrscheinlich für viele Jahre eine relevante Rolle spielen würden. Es ist natürlich denkbar, dass sie irgendwann durch modernere Messpunkte wie Entities / Entity References abgelöst werden. Aber noch spielen sie eine zentrale Rolle und wurden kurz nach dem Release von RankBrain als einer der drei Top-Faktoren benannt.

Google Ranking Faktor #7: Linktext

Links und ihr Einfluss auf Page Rank haben wir ja bereits als Ranking Faktoren erwähnt. Es gibt aber eine wichtige Eigenschaft von Links, die einen eigenen Unterpunkt verdient hat: Der Linktext oder Anchor Text, also der Text, auf den der Nutzer klickt, um einem Link zu folgen. Einige Experten diskutieren immer wieder darüber, ob der Linktext tatsächlich als eigenes Signal ausgewertet wird. Fakt ist: Seit dem Pinguin-Update 2012 straft Google Seiten ab, die übertrieben Linkaufbau mit Money Keywords betreiben, um künstlich Page Rank aufzubauen. Der Linktext muss folglich in irgendeiner Weise eine Rolle spielen. Selbst im SEO Starter Guide von Google werden Anchor Texte erwähnt und auch John Mueller erwähnte in einem Hangout, dass die Linktexte passend zum Thema der Webseite gewählt werden sollten.

Google Ranking Faktor #8: Domain Authority

Domain Authority beschreibt, wie relevant eine Domain insgesamt zu einem bestimmten Thema ist. John Mueller von Google erklärte in einem Hangout, dass Domain Authority und die Relevanz einzelner Unterseiten gleichermassen mit ins Ranking einer Seite spielen. Domain Authority für die Suchresultate bei Google sollte aber nicht mit der berühmten Kennziffer verwechselt werden, die das SEO-Tool von Moz austeilt. Moz interpretiert selbst, welche Faktoren beim Ranking wichtig sind, und berechnet dementsprechend eine eigene Domain Authority. 

Google Ranking Faktor #9: User Intent / Behavior

User Intent ist kein eigenes Signal sondern eher eine Sammlung mehrerer Signale, die erst gemeinsam wirksam sind. Es geht um das Verhalten des Nutzers – speziell um die Art, wie Menschen die Bedeutung einzelner, oft nicht eindeutiger Begriffe im Kontext ihrer Suche interpretieren. Einzelne Signale aus dieser Gruppe lassen sich schwer identifizieren und nachweisen. Es lohnt sich daher nicht, sie isoliert zu betrachten.

Warum also nennen wir User Intent hier als Ranking Faktor? Weil RankBrain genau die oben beschriebene Aufgabe erfüllt und durch Machine Learning neue, unbekannte Begriffe zu bewerten lernt. Im Zentrum steht die Frage: Was könnte in Zusammenhang mit diesem Begriff und im Kontext dieser Suche relevant für den Nutzer sein? RankBrain soll die Suchergebnisse dementsprechend verfeinern und so exakter auf die Intention des Nutzers zuschneiden.

Statement von Google zu RankBrain:

“If RankBrain sees a word or phrase it isn’t familiar with, the machine can make a guess as to what words or phrases might have a similar meaning and filter the result accordingly, making it more effective at handling never-before-seen search queries.”

 

Google Ranking Faktor #10: Geolocation

Der Aufenthaltsort eines Nutzers bestimmt massgebilch, welche Ergebnisse er zuerst sieht. Das kann man ganz einfach selbst prüfen, indem man einfach nur «Bäcker» oder «Kino» in die Suche tippt. Die Ergebnisse liefern an oberster Stelle automatisch regionale Angebote, ohne dass der Nutzer seinen Aufenthaltsort näher spezifiziert.

PS: Ja, ich bin aktuell in Frauenfeld..

Google Ranking Faktor #11: Guter Content

Google selbst betont immer wieder, das Content einer der bedeutendsten Ranking Faktoren überhaupt darstellt. Das Ziel von Suchmaschinen ist schlussendlich immer, das Bedürfnis des Suchenden abzudecken. Deshalb muss der Content für den Suchenden relevant sein, damit dieser sein Ziel erreicht.

Bei der Frage, wie Google die Qualität von Content messen kann, unterscheiden sich jedoch die Ansichten. Ein guter Standpunkt liefert Jonas Weber in einem Gespräch bei Sistrix:

«Grundsätzlich würde ich sagen, dass Google an zwei großen Stellen sehr guten Content erkennt. Nämlich einmal anhand der Semantik, an der Relevanz des Textes. Vor ein paar Jahren – zwei-drei Jahren ungefähr – konnte man bei Google, zumindest in der englischsprachigen Suche, nach “Qualität der Contents” filtern: überdurchschnittlich, durchschnitt oder unterdurchschnittlich. Daran erkennt man schon sehr gut, wie Google eigentlich in der Lage ist, semantisch hier auch Qualität zu unterscheiden.»

— Jonas Weber von seo-kurs.de

 

Google Ranking Faktor #12: Über Optimierung

Man kann es auch übertreiben: Wer seinen Content zu extrem mit Keywords optimiert, erreicht irgendwann genau das Gegenteil von Optimierung, nämlich dass Google die Seite abstraft und niedriger einstuft. Over-Optimization ist also streng genommen auch ein Ranking Faktor – nämlich ein negativer. 

Gary Illyes sagte dazu folgendes auf Twitter:

That is totally a thing, but I can’t think of a better name for it. It is literally optimizing so much that eventually it starts hurting

Gary “鯨理” Illyes (@methode) May 24, 2017

Das waren einige bestätigten Fakten

Diese zwölf Punkte sind also einige Ranking Faktoren, die sich aus den berühmten «200» als nachweisbare Signale hervortun. Selbstverständlich heisst das nicht, dass andere Faktoren keine Rolle spielen. Vieles funktioniert aber nur abhängig von der jeweiligen Situation. Hier geht es um die allgemeingültigen Fakten und Signale, die von offizieller Seite bestätigt wurden.

Denken Sie daran: Alles, was Sie heute über Googles Ranking Faktoren wissen, kann und wird sich durch technologischen Fortschritt verändern. Machine Learning wird immer besser darin werden, echte Mehrwerte für Nutzer zu erkennen. Künstliche Intelligenz könnte in Zukunft eigene Ranking Faktoren aus dem Verhalten der Nutzer oder aus besonders erfolgreichen Suchresultaten ableiten, auf die kein Programmierer oder Analyst gekommen wäre. Es ist also gut möglich, dass in Zukunft unzählige neue Faktoren eine Rolle spielen werden – wie viele das sein werden, lässt sich nicht einschätzen.

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